Startschuss für das Bildungszentrum

Größtes Bauprojekt der letzten Jahrzehnte beginnt mit Überraschung
Vertreter der Baufirma Hepelmann, des Architektenbüros Bramey und Partner, der Gemeindeverwaltung, der VHS Volmetal und der beiden hiesigen Grundschulen übernahmen gestern Mittag den symbolischen ersten Spatenstich für das Bildungszentrum Rahlenberg. 
© Grein

Herscheid – Rein optisch erinnert er an ein versunkenes U-Boot. Aber in Wirklichkeit handelt es sich um einen alten Öltank, der einst für das Beheizen der Herscheider Hauptschule benötigt wurde. Dieser wurde gleich zu Beginn der Tiefbauarbeiten für das Bildungszentrum am Rahlenberg entdeckt.

Dieser Tank mit einem Fassungsvermögen von rund 40 Kubikmeter Öl war in keinem Plan und keiner Zeichnung dargestellt. Entsprechend verblüfft hatten die Bauarbeiter den „Koloss“ freigelegt und aus dem Baufeld gehoben. Morgen soll er von einer Spezialfirma entsorgt werden; benötigt wird er vor Ort nicht mehr. Weitere solcher Überraschungen soll es bei der Umsetzung des Bauvorhabens nicht geben, lautete gestern Mittag der Wunsch beim symbolischen ersten Spatenstich.

„Mit diesem kleinen Stück Erde bewegen wir ein großes Projekt, wohl das größte der letzten Jahrzehnte“, hob Bürgermeister Uwe Schmalenbach die Bedeutung des Bildungszentrums hervor. Er erinnerte an den Entwicklungsprozess, in den Schüler, Eltern, Pädagogen, Bürger und Politik mit einbezogen wurden. In das gemeinsame „Haus des Lernens“ ziehen neben den beiden heimischen Grundschulen auch die Volkshochschule Volmetal sowie die Kultur ein. „Damit sind gute Voraussetzungen geschaffen, sich den Herausforderungen der Informations- und Wissensgesellschaft zu stellen“, sagte Schmalenbach.

Im ersten Arbeitsschritt wird das neue Herzstück des Bildungszentrums gebaut: eine Aula, die von einer Rampe eingefasst wird, die Erdgeschoss und erstes Obergeschoss barrierefrei verbindet. Verglaste Fassadenflächen, ein neuer Haupteingang im Obergeschoss (erreichbar von der Bushaltestelle an der Turnhalle), eine Mensa und die Modernisierung des Altbestandes der Hauptschule sind in der Folge ebenfalls vorgesehen. Trotz der topografischen Herausforderungen an dieser Stelle soll ein modernes Gebäude entstehen, mit dem Herscheid neue Wege beschreitet; der gemeinschaftliche Entstehungsprozess und die angedachte Nutzung sind kreisweit einzigartig.

Regierungspräsident Vogel überreicht Zuwendungsbescheid über 2,1 Millionen Euro

Bildungszentrum Rahlenberg: Fördermittel in vollem Umfang

Regierungspräsident Hans-Josef Vogel (rechts) überreichte gestern in der Schulaula am Rahlenberg den Zuwendungsbescheid für das Bildungszentrum an Bürgermeister Uwe Schmalenbach (links) und Friederike Schwartpaul von der Gemeinde Herscheid (Mitte).

© Grein

Besser hätte sich Hans-Josef Vogel aus Herscheider Sicht nicht vorstellen können: Der neue Regierungspräsident stattete gestern der Ebbegemeinde einen Besuch ab und hatte den lang ersehnten Zuwendungsbescheid für das Bildungszentrum mit im Gepäck.

„Jetzt ist alles endgültig auf dem Weg“, freute sich Bürgermeister Uwe Schmalenbach. Rund 3,1 Millionen Euro Kosten fallen allein für den ersten Bauabschnitt – der im Wesentlichen den Bau einer Aula inklusive Mensa beinhaltet – an. 70 Prozent dieser Summe übernimmt das Land NRW. Den entsprechenden Zuwendungsbescheid über Fördermittel in Höhe von 2,1 Millionen Euro überreichte Hans-Josef Vogel gestern Mittag. 

Erst seit Beginn des Monats ist er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg; der Termin in Herscheid war Vogels erster offizieller Amtsbesuch in neuer Funktion. Das Gesehene und Gehörte überzeugte Vogel vollends. Bürgermeister und Bauamts-Mitarbeiterin Friederike Schwartpaul präsentierten den bisherigen Planungsweg des Bildungszentrums. 

Vor allem die frühzeitige und konsequente Einbindung der Bürger imponierte dem Regierungspräsidenten: „Das ist eine außergewöhnliche Leistung.“ Die Gemeinde beweise, dass im Kleinen große Dinge entstehen können. Die Projektqualität sei überzeugend, eben auch, weil viel Eigenarbeit darin einfließe. Ebenso bemerkenswert sei der multifunktionale Gedanke: Neben schulischen Zwecken soll das Gebäude für Kulturveranstaltungen und VHS-Kurse genutzt werden. „Hier wird an der Ortsentwicklung gearbeitet und Bildung und Kultur als unverzichtbarer Teil dieser Entwicklung gesehen. Das ist beispielhaft“, lobte Vogel. 

Er sprach von einem Projekt mit Ausstrahlungswirkung, welches zeige, dass nicht nur in Großstädten innovative Lösungen erarbeitet werden. Zwischen den Zeilen ließ Vogel somit erkennen, dass das Land auch die Umsetzung der weiteren Bauabschnitte des Bildungszentrums in den Folgejahren bezuschussen wird. Zunächst soll aber noch in diesem Jahr der Baustart für das Großprojekt erfolgen: Der Gemeinderat wird in seiner Sitzung am 9. Oktober den Auftrag für die Maßnahme vergeben. Im November soll dann mit dem Bau der Aula begonnen werden.

Vision von einer Bildungslandschaft für Jung und Alt soll in Herscheid Wirklichkeit werden

Bürger entwickeln Ideen zur Neugestaltung des Schulzentrums Rahlenberg

Abschluss im Stuhlkreis: Die Teilnehmer empfanden das Gesprächsklima als angenehm und sehr produktiv.

Herscheid. (obs) Aus dem Schulzentrum Rahlenberg soll ein Bildungszentrum werden, in dem Jung und Alt zusammen lernen können. Dies ist die Vision. Die Details werden in der Gemeinde Herscheid mit möglichst viel Bürgerbeteiligung erarbeitet.

Wie soll die Bildungslandschaft in Herscheid zukünftig aussehen? Mit dieser Frage beschäftigten sich am heutigen Samstag rund 30 Bürgerinnen und Bürger. Über diese gute Beteiligung am Eltern-Workshop im Bürgersaal des Rathauses waren sich Fachbereichsleiterin Sabine Plate-Ernst und Bürgermeister Uwe Schmalenbach erfreut. Anhand von drei Fragestellungen wurden in kleinen Gruppen Ideen und Vorstellungen für das zukünftige Bildungszentrum gesammelt und diskutiert.

• Wie stellen Sie sich eine Bildungslandschaft vor?
• Welche Schwerpunkte sollen sich in der Bildungslandschaft 2034 wiederfinden?
• Welche Aspekte in Bezug auf die Planungs- und Entwicklungsphase für das Bildungszentrum Rahlenberg sind Ihnen wichtig?

Als Moderator fungierte wie schon beim Workshop der Lehrkräfte vor einigen Wochen Achim Körbitz von der Uni Bielefeld. Er setzte der Ideenfindung keine Grenzen. Die Einrichtung einer Jugendherberge, Kooperationen mit den heimischen Unternehmen, Räume für Veranstaltungen – die Vorschläge sprudelten. „Es zeichnet diese Runde aus, dass sie einen anderen Blickwinkel als zum Beispiel die Pädagogenrunde hat. Solche ergänzenden Angebote, wie sie heute vorgeschlagen werden, sind neue Ansätze“, hält Körbitz fest. Er regte an, noch eine Veranstaltung für die Kinder anzubieten, um sie ebenfalls in die Entwicklung des Bildungszentrums einzubinden.

Bürgermeister Schmalenbach fühlt sich und seine Verwaltung durch die Resonanz bestätigt. „Wir werden diesen Weg weitergehen. Natürlich müssen wir prüfen, was machbar ist, denn unser Budget ist begrenzt. Aber wir wissen, dass rund eine Million Euro nötig sei werden. Das ist für uns eine große Summe. Deshalb wollen wir möglichst viele Leute und viel Kompetenz mit ins Boot holen.“

Das weitere Vorgehen beschreibt Sabine Plate-Ernst: „Im Schulausschuss am 4. Mai werden die aus den Workshops entwickelten Leitideen vorgestellt. Am 22. Juni sollen erste Skizzen eines Architekten vorliegen. Wenn der entsprechende Beschluss gefasst wird, geht es an die Ausschreibung.“ Die Herscheider werden also die Ergebnisse ihres Engagements in Sachen Bildungszentrum zeitnah sehen und erleben können.